2012/09/03

Heleneborg, ein Malmgård in Stockholm

Heleneborg ist ein sogenannter Malmgård Stockholms auf Södermalm, wobei der Name Malmgård bedeutet, dass es sich um ein Gebiet handelt, das 1969, als Jonas Österling den Grund kaufte, um ein wertloses Land außerhalb des Stadtkerns handelte. Allerdings sprach man damals noch nicht von Heleneborg, denn diesen Namen verlieh ihm erst Adolph Christiernin, als er das Gebäude im Jahre 1759 kaufte und seiner Ehefrau Helena widmete. Borg war im 18. Jahrhundert auch nicht unbedingt das, was man heute als Burg versteht, sondern jedes bedeutendere Gebäude wurde in Schweden „borg“ genannt.

Heleneborg, von dem man heute nur noch das Hauptgebäude findet, da die Gärten und alle anderen Gebäude ab 1906, als Helena Elisabet Berg die Immobilie verkaufte, abgerissen oder zerstört wurden und Neubauten Platz machten, da sich Stockholm immer mehr ausdehnte und Heleneborg mittlerweile an einem gesuchten Platz direkt am Mälaren lag und zum Spekulationsobjekt geworden war.

Als Heleneborg 1669 von Jonas Österling gebaut wurde, wollte er dort mit Tabak ein Vermögen machen, wobei er jedoch die Zeit schlecht gewählt hatte, denn das Tabakmonopol unter Karl XI. stand auf sehr wackligen Beinen und als das Gebäude zudem 1672 abbrannte, gelang es Österling nicht mehr auf die Beine zu kommen, da der Neubau weitaus teurer wurde als er geplant hatte.

Zwischen 1691 und 1701 stand Heleneborg dann leer und als auch das neue Haus ebenfalls abbrannte, ging das Gebäude an Mårten Lindhielm, der es allerdings nie anwendete, sondern 1721 an Magnus Julius De la Gardie verkaufte, der nicht nur das Gebäude neu aufbaute, sondern dort auch einen Garten mit zahlreichen Obstbäumen anlegte. Aber auch er wollte Heleneborg nicht behalten, sondern verkaufte Gebäude und Land 1739 an Olof Forsberg, der dort eine sogenannte Kreidepfeifenfabrik einrichtete, wovon er bisweilen bis zu einer Million Exemplare im Jahr verkaufte. Diese Pfeifen können heute im Tobaks- & Tändsticksmuseum in Stockholm betrachtet werden.

Im Jahre 1759 kaufte dann Adolph Christiernin den als „Österlingska tomten“ bekannten Grund und gab dem Besitz den Namen Heleneborg nach seiner Frau Helena Katarina Malmin. Da Christiernin allerdings keinerlei Gefühl für das Geschäftsleben hatte und seine Pläne Gold und Silber in Bergslagen zu gewinnen, scheiterten, wechselte Heleneborg bald wieder den Besitzer, und dies noch mehrmals im gleichen Jahrhundert.

Erst als Anders Broman dann 1815 die kurz zuvor vollkommen neu restaurierten Gebäude kaufte, hatte wieder ein Besitzer Erfolg mit seinen Plänen, denn Broman gehörte zu jenen, die die Bedeutung der Industrialisierung in Schweden erkannt hatte und dort eine Kattundruckerei (Baumwolldruckerei) einrichtete, die bereits 1816 von Aron Levi Lamm übernommen und fortgesetzt wurde, der in Heleneborg zusätzlich Wachstuch und Kerzen herstellte, sowie Kleidung färbte. Lamm gründete 1827 dann auch die Werft Mälarvarvet.

Auch als W. N. Burmester 1861 Heleneborg kaufte, sollte die industrielle Entwicklung in den Gebäuden einen Schritt vorwärts machen, denn Burmester vermietete das gesamte Gebiet an Immanuel Nobel den Jüngeren, dessen Sohn, Alfred Nobel, dort die wichtigsten seiner Endeckungen machte, die schließlich zum Dynamit führten. Allerdings mussten die Experimente in Heleneborg bereits 1864 abgebrochen werden, weil Emil Nobel, der Bruder von Alfred Nobel, am 3. September 1864 einen Teil der Gebäude bei Versuchen mit Nitroglyzerin in die Luft sprengte. Außer Emil Nobel starben weitere fünf Personen bei diesem Unglück.

Als Folge davon verbot Stockholm jede Art von Experiment in den Gebäuden und Adolf Nobel musste seine Erfindungen auf einen Prahm verlegen, den er im Mälaren verankerte. Immanuel Nobel wurde nach dem Unglück angeklagt auf Heleneborg ohne Genehmigung eine chemische Fabrik eingerichtet zu haben. Immanuel Nobel nahm das Geschehen allerdings so hart, dass er nur wenige Tage nach dem Unglück einen Schlaganfall erlitt und bereits acht Jahre später auch starb.

Bereits 1874 kaufte dann der Kunstsammler Johan Adolf Berg Heleneborg und ließ die Gebäude neu renovieren. Wenn man das verbliebene Hauptgebäude genauer betrachtet, so entspricht es in jeder Kleinigkeit dieser Renovierung.

Als 1906 ein Konsortium Heleneborg kaufte, so sollten ursprünglich alle Gebäude abgerissen werden, aber der Abriss des Hauptgebäudes wurde immer wieder aufs Neue verschoben und Heleneborg konnte auf diese Weise überleben. Zwischen 1920 und 1970 bewohnte der schwedische Skulpteur Ivar Johnsson Heleneborg, der auch das Atelier anbauen ließ. Seit 2009 besitzt die AB Stadsholmen Heleneborg, was als positives Zeichen für das Gebäude gewertet werden kann, da Stadsholmen den Auftrag hat historisch bedeutende Gebäude zu restaurieren, aufrecht zu halten und den Denkmalschutz in die Wege zu leiten.

Copyright: Herbert Kårlin

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