2012/09/01

Lund, die älteste Stadt Südschwedens

Wenn man das heutige Schweden betrachtet, so gehört Lund, neben Sigtuna, zu den ältesten Städten des Landes denen auch gemeinsam ist, dass sie historische Vorläufer haben, denn Sigtuna entstand aus Birka und Lund aus Uppåkra. Allerdings konnte sich Lund im Laufe der Geschichte besser durchsetzen als Sigtuna, nicht zuletzt deshalb, weil sich hier über Jahrhunderte hinweg eine Stadt der Studenten halten konnte. Heute machen die Studenten sogar ein Drittel der Bevölkerung, von insgesamt knapp 80.000 Einwohnern, aus.

Auch wenn Lund bereits im Jahre 990, im damaligen Dänemark, gegründet wurde, so ging der mittelalterliche Charakter der Stadt weitgehend verloren. Heute ist ist im Grunde nur noch das Straßennetz ein Zeichen des alten Lund, auch wenn man an Hand einer mittelalterlichen Wanderung noch etwa 10 Gebäude finden kann, die von der ursprünglichen Größe Lunds erzählen. Unter diesen Gebäuden, die in einem eigenen Teil besprochen werden, ragt insbesondere die Kathedrale (Domkyrkan) aus dem 11. Jahrhundert heraus.

Universitätsgebäude in Lund

Im 12. und 13 Jahrhundert war Lund ein Zentrum der katholischen Kirche und das bedeutendste Bildungszentrum Südschwedens. Dies drückte sich insbesondere an der Anzahl der Kirchen aus, denn als mit der Reformation Schwedens nahezu alle Kirchen und Klöster der Stadt abgerissen wurden, zählte man noch 27 Kirchen, was für Schweden ein absoluter Rekord ist.

Wer heute durch das "alte Lund" spaziert, entdeckt vor allem Gebäude, die erst Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind, als man Lund modernisieren wollte und sowohl historische Gebäude als auch so manche Straßenführung störten. Auch wenn man den Plan der 60er Jahre letztendlich stoppte nach dem eine Autobahn mitten durch Lund gebaut werden sollte, so wurden bei der Vorbereitung der Arbeiten bereits zahlreiche Häuser dem Erdboden gleichgemacht.

Im Gegensatz zu manch anderen Städten Schwedens hat Lund keinen einheitlichen Baustil, sondern wurde von über zehn verschiedenen Stadtplanern und Architekten gebildet, was natürlich andererseits zu sehr verschiedenen Baustilen führte und jeden begeistert, der sich für modernere Architektur interessiert, die dänische und schwedische Einflüsse verknüpft.

Wer das Gefühl Lunds erkunden will, darf nicht vergessen die verschiedenen Marktplätze (Einkauf,) zu besuchen, auch wenn man dort, bis auf wenige Ausnahmen, heute keine Märkte mehr findet, dafür aber immer wieder mit kulturellen Ereignissen konfrontiert wird und jeder der Plätze seine eigene Skulptur erhalten hat.

Das lange Zeit erhaltene Netz an Geschäften in der Innenstadt Lunds wird heute immer mehr bedroht, da die Mieten im Zentrum enorme Höhen annehmen und gleichzeitig kaum noch (sehr teure) Parkplätze zur Verfügung stehen. Wie nahezu überall in Schweden entstehen daher moderne Einkaufszentrum in Randgebieten und der Charme des Einkaufs im Zentrum neigt sich dem Ende zu, da die kleinen Händler von Giganten übernommen werden oder dort aber Cafés entstehen, die Lund eine vollkommen neue Atmosphäre bieten.

Kulturell passt sich Lund seiner wichtigsten Bevölkerungsschicht an, nämlich den Studenten, was natürlich dazu führt, dass sich vor allem die jüngere Schicht in Lund sehr wohl fühlt, während alle, die über 30 sind, kulturell eher eine der anderen Städte Schwedens bevorzugen.

Unter den Museen Lunds ragen insbesondere das kleine Drottens Museum heraus, wo man die Reste einer mittelalterlichen Steinkirche entdeckt, das Skissernas Museum mit seinen Skizzen zur öffentlichen Kunst und das Wohnhaus von Esaias Tegnér, das älteste Schriftstellermuseum Schwedens.

Wer einen Aufenthalt in Lund plant, sollte auch an den Lundakarnevalen denken, der alle vier Jahre im Lundagård vom Studentenverband organisiert wird. Der nächste Karneval ist für Ende Mai 2018 geplant. Interessant sind auch die Mittelaltertage Anfang bis Mitte Juni im Folkparken in Lund bei denen man mit Ritterspielen und bei mittelalterlichem Ambiente in die Vergangenheit der Stadt entführt wird - und natürlich auch das Liederfestival (Visfestivalen) Anfang August bei dem man zwei Tage lang die bekanntesten Künstler mit ihren Liedern entdecken kann.

Copyright: Herbert Kårlin

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