2012/10/27

Karlskrona, die Kriegsstadt an der Ostsee

Als Blekinge durch den Frieden von Roskilde im Jahre 1656 endgültig schwedisch wurde, gab es am heutigen Karlkrona, der damaligen Insel Trossö, keine Stadt, denn die Insel wie auch einige der umlegenden Inseln, gehörte einem Landwirt Vittus Andersson. Die Könige Schwedens hatten allerdings die strategische Wichtigkeit dieser durch die Schären geschützten Stelle sehr schnell erkannt, was dazu führte, dass der Landwirt im Jahre 1679 seinen Besitz an die schwedische Krone verkaufen musste, damit auf Trossö eine Stadt gebaut werden konnte.

Die Stadt Karlskrona, die ihren Namen nach dem König Karl XI. erhielt, war schnell gegründet, denn bereits am 10. August 1680 wurden vom König die Stadtprivilegien ausgestellt. Das extrem schnelle Wachstum der Stadt wurde damit begünstigt, dass das schwedische Heer die bis dahin größte dänische Stadt Kristianopel zerstörte und die Bewohner zwang in das neu gegründete Karlskrona zu ziehen.

Die Insel Stumholmen mit militärischen Gebäuden und Leuchtturm in Karlskrona

Karlskrona, das sich bald zur drittgrößten Stadt Schwedens entwickelt hatte, war weniger als Handelsstadt gedacht wie die meisten anderen Städte, die an der Ostseeküste gegründet wurden, sonder als Basis für die Kriegsmarine. Karlskrona sollte sowohl den Dänen als auch den anderen Anrainern der Ostsee zeigen, dass Schweden nun die Ostsee beherrschte und mit dieser Vorherrschaft nicht zu spaßen war. Mit dem Niedergang der schwedischen Großmacht und der Pest verlor Karlskrona dann jedoch seine Stellung und mittlerweile verfügt die Stadt noch um etwas über 35.000 Einwohner.

Wenn man heute von Karlskrona spricht, so meint man in erster Linie die Altstadt auf Trossö, wo einst rund 400 Kriegsschiffe gebaut wurden und die ältesten schwedischen Trockendocks zu finden sind, ein Kulturgut, das heute zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, aber leider zum größten Teil nur mit Führern entdeckt werden kann, da das Gebiet der Werft weiterhin Militärgebiet ist.

Nicht zu vergessen ist natürlich auch die Kungsbron mit der Bastion Aurora, die ebenfalls Teil des Weltkulturerbes sind und früher den offiziellen Zugang nach Karlskrona bildetet. Hier gingen Ende des 17. und des 18. Jahrhunderts die Könige und Befehlshaber an Land.

Einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt auch der Stortorget in Karlskrona, einer der größten steinbelegten Marktplätze Europas, von dem aus man Zugang zu zwei Kirchen der Stadt hat, die nach Vorbildern in Rom geschaffen wurden. Die Trefaldighetskyrkan oder Deutsche Kirche war bis 1846 der deutschen Bevölkerung der Insel vorbehalten und ein Nachbau des Pantheon in Rom. Die barocke Fredrikskyrkan wurde ab 1720 gebaut und ist auf Grund ihrer Architektur und ihrem Glockenspiel mit 35 Glocken hervorzuheben.

Im Blekinge Museum in Karlskrona kann man, wie der Name schon sagt, die Geschichte Blekinges entdecken und vor allem seiner Entwicklung ab dem 18. Jahrhundert folgen. Temporäre Ausstellungen ermöglichen dann auch tiefer mit einzelnen Themen vertraut zu werden.

Wer sich für die Geschichte der schwedischen Kriegsmarine interessiert, wird im Marinemuseum in Karlskrona fündig, denn hier findet man die größte Sammlung aus Gegenständen und Schiffen die die schwedische Verteidigung auf dem Wasser betrifft. Während eines Rundgangs kann man selbst ein echtes Wrack hinter Glas sehen.

Im Schulmuseum der Stadt kann man einen Blick zurück in die Schulzeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts werfen, wobei einige Ausstellungsgegenstände sogar noch ein Jahrhundert weiter zurückgehen. Hier wurde nicht nur Lehrmaterial aus den verschiedenen Epochen erhalten, sondern auch ein Schulraum eingerichtet. Das Schulmuseum in Karlskrona besitzt die kompletteste Sammlung einer 100-jährigen schwedischen Schulgeschichte.

Ein Museum vollkommen anderer Art ist das Porzellanmuseum in Karlskrona, das man in der ehemaligen Porzellanfabrik der Stadt findet, die von 1918 bis 1968 aktiv war. Die Sammlung zeigt die Produktion der Firma Albinsson & Sjöberg.

Naturliebhaber finden direkt bei Karlskrona nicht nur ein einmaliges Naturschutzgebiet, sondern auch die Schären laden zu einer einzigartigen Natur ein, wobei jede der Inseln ihren eigenen Charakter und eine für die Insel typische Bewachsung behalten hat.

Durch die militärische Bedeutung, die Karlskrona nach seiner Gründung hatte, wurde auch die Umgebung und die Inseln vor der Stadt befestigt. Um die Bedeutung von Karlskrona wirklich zu verstehen, muss man daher auch die Umgebung und vor allem die Schären etwas erforschen.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/26

Skövde, die unerwünschte Stadt Schwedens

Die Geschichte Skövdes beginnt im Grunde mit der Legende der Heiligen Elin (Helena), obwohl der Ort mit Sicherheit schon vor dem 12. Jahrhundert existierte und die Legende mehr von katholischen Mönchen verbreitet wurde, die damit dem Ort eine besondere Bedeutung gaben als auf Tatsachen aufbaute. Allerdings führte diese Legende auch dazu, dass man noch heute im Stadtwappen eines protestantischen Landes eine katholische Heilige findet, die zudem die Schutzpatronin Skövdes ist.

Skövde hatte seine Glanzzeit zwischen dem 12. Jahrhundert und dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Während der Reformation unter Gustav Vasa wollte man jedoch so bedeutende katholische Hochburgen wie Skövde, das zudem täglich von Pilgern besucht wurde, am liebsten ausradieren, beließ es dann jedoch dabei die Stadt nur zu plündern und sie so unattraktiv wie möglich zu machen.

Der Helensparken in Skövde mit den ältesten Häusern der Stadt

Gustav Vasa hatte dieses Ziel in gewisser Weise auch erreicht, denn zu Beginn des 17. Jahrhunderts war Skövde zu einer der kleinsten Städte der Region geschrumpft, wobei man im Jahre 1700 gerade noch 154 Einwohner zählte. Langsam ging es jedoch wieder aufwärts mit der Stadt, bis dann im Jahre 1759 ein Großbrand nahezu ganz Skövde zerstörte. Dieser Brand ist auch die Ursache, warum man nur noch im Helénsparken ein Gebäude finden kann, das weiter in die Vergangenheit der Stadt zurückreichen als bis zu diesem Großbrand.

Aber nicht nur der Großbrand zerstörte historische Bauten, denn Mitte des 20. Jahrhunderts wollte man Skövde zu einer modernen aufstrebenden Stadt machen und eine Vielzahl an Häusern, die kurz nach dem Brand entstanden waren, mussten nun den anonymen Bauten der 60er und 70er Jahre weichen oder wurden lediglich abgerissen und in Parkplätze verwandelt.

Wer einen Blick in das frühere Skövde sucht, muss den Helénsparken besuchen, eine Parkanlage, die auch für die Mittsommerfeiern und die Feiern am Nationaltag verwendet wird. Hier findet man eine Art Museumsdorf mit älteren Holzhäusern und die sogenannte Helénstugan, das einzige Gebäude des Ortes, das noch vor dem Brand im Jahre 1759 gebaut wurde.

Bei einem Besuch im Stadtmuseum von Skövde kann man dann einen tieferen Blick in die Entwicklungsgeschichte des Ortes werfen und taucht mit Hilfe von hunderten von Ausstellungsgegenständen in ein längst vergessenes Schweden, auch wenn sich das Museum auf die Geschichte der Stadt spezialisiert hat.

Im Kulturhaus in Skövde sind das Kunstmuseum und die Kunsthalle der Stadt untergebracht, wobei sich das Kunstmuseum auf schwedische Künstler des 20. Jahrhunderts spezialisiert hat und in der Kunsthalle an Hand von wechselnden Ausstellung Gegenwartskunst präsentiert wird.

Skövde ist in Schweden dafür bekannt, dass es, gerechnet an Einwohnern, den Rekord an Museen hat. Dies erklärt auch, warum man in einer Stadt mit knapp 35.000 Einwohnern auch noch ein Garnisonsmuseum, ein Sportmuseum, ein Museum der Modelleisenbahnen und ein Volvo-Museum findet, das die Geschichte von der Skövde-Giesserei bis zum Bau von Volvo-Fahrzeugen darstellt.

Auch wenn die Heilige Elin für Skövde eine wichtige Rolle spielt, so ist heute die Kapelle nicht mehr zu finden und die Quelle macht einen sehr modernen Eindruck. Und selbst von der Sankta Helena Kyrka, die vermutlich im 12. Jahrhundert an der Stelle der heutigen Kirche zu finden war, sind nur noch Fragmente vorhanden, da sowohl die Überfalle der Dänen als auch verschiedene Brände die Kirche immer wieder zerstörten. Die heutige Kirche wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und ist eine Mischung aus den verschiedensten Stilen.

In der Umgebung Skövdes findet man mehrere Naturschutzgebiete mit einer Vegetation, die bereits Carl von Linné im Jahre 1746 auf seiner Västgötaresa bewunderte und bis ins Detail beschrieb. Als der Botaniker dann in die Stadt Skövde selbst kam, wäre er vermutlich gerne zurück in die Natur gekehrt, denn er konnte an der damals sehr kleinen Stadt, die wohl mehr einem Dorf glich, kaum ein positives Wort widmen.

Wie sehr viele Orte in Schweden, so gibt es auch in Skövde ein Festival, das man bei einem seiner Besuche in Schweden erleben sollte, denn es handelt sich um ein Essensfestival (Matfestivalen), das jeweils am letzten Wochenende im August stattfindet und damit endet, dass von den Besuchern das beste Gericht des Jahres gewählt wird.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/25

Ystad, die Filmstadt Schwedens

Ystad entstand vermutlich zwischen 1100 und 1200 nach Christus, als der heutige Küstenstreifen durch die Landhebung bewohnbar geworden war. Da das Fischerdorf sehr schnell an Größe gewann, ist es nicht verwunderlich, dass man in Ystad bereits Ende des 12., spätestens aber zu Beginn des 13. Jahrhunderts eine Kirche baute, die teilweise noch heute an Teilen der Marienkirche zu entdecken ist.

Da Ystad wegen seiner Lage etwas weniger von den verschiedenen Kämpfen zwischen Schweden und Dänemark betroffen war als die etwas nördlicher liegenden Städte, hat das Zentrum Ystads einen mittelalterlichen Charakter beibehalten, wobei einige der Gebäude des Ortes bis ins 14. und 15. Jahrhundert zurückreichen.

Das Zentrum in Ystad

Als Ystad im Jahre 1658 mit dem Frieden von Roskilde zu Schweden kam, zählte man bereits rund 2000 Einwohner, was in dieser Zeit eine beträchtliche Anzahl für eine Stadt war. Der große Reichtum, vom dem heute noch einige sehr eindrucksvolle Bauten der Stadt zeugen, kam im 19. Jahrhundert durch die Ostseeblockade durch Napoleon, denn dies forderte die Kaufleute Ystads geradezu heraus. Das Schmuggelgeschäft blühte, die Häuser wuchsen und da der Hafen von immer größerer Bedeutung war, wurde er in diesem Jahrhundert auch erheblich ausgebaut und nahm mehr oder weniger seine heutige Form an.

Um einen Eindruck von Ystad zu bekommen, so reicht im Prinzip bereits ein Spaziergang durch die Stadt, wo sich Alt und Neu treffen. Unter den ältesten Gebäuden findet man die Mariakyrkan (Marienkirche) und das Gråbrödraklostret (Kloster der Grauen Brüder), unter den vielleicht typischsten Bauten die Fachwerkhäuser aus dem 18. Jahrhundert. So nebenbei entdeckt man dabei auch noch die bekannte Kulisse der Wallander-Filme, die zum Teil in Ystad gedreht wurden, der Filmstadt Schwedens.

Das Gråbrödraklostret, ein ehemalige Kloster der Franziskaner, das heute zum Teil als Stadtmuseum genutzt wird, ist nur zum Teil erhalten, so dass man dort neben einem gut erhaltenen Teil und der Klosterkirche auch Ruinen findet, die die Vergänglichkeit der katholischen Geschichte Schwedens ausdrücken. Das Kloster, dessen Grundstein im Jahre 1267 gelegt wurde, ist neben jenem in Vadstena das am besten erhaltene katholische Kloster Schwedens aus der Zeit der Christianisierung.

Etwas älter als das Kloster ist die Marienkirche in Ystad, eine Basilika in romanischem Stil, die zwar mehrmals erweitert wurde, aber große Teile aus dem 13. Jahrhundert behalten hat. Nur die Türme kamen natürlich erst sehr viel später hinzu, was man beim Betrachter sofort feststellen kann. Die Einrichtung der Kirche geht allerdings, bis auf einige Kleinigkeiten, nur bis zum 17. und 18. Jahrhundert zurück.

Da Ystadt zu den drei Filmstädten Schwedens gehört und über sehr ausgedehnte Studios verfügt, die nicht nur den Wallander-Filmen dienen und die Geschichte des schwedischen Films eng mit Ystad verbunden ist, ist es nicht verwunderlich, dass man hier auch die Cinetek findet, das bedeutendste Filmmuseum Schwedens. Im Museum findet man auch die Kulissen und die Kostüme der Filme mit Kurt Wallander, dem Kriminalkommissar, der von Henning Mankell geschaffen wurde.

Eine besondenre Rolle spielt in Ystad auch das Kunstmuseum, das bewusst auf die bekanntesten Künstler Schwedens verzichtet, sonder jene Werke ausstellt, die man in anderen Kunstmuseen des Landes nicht findet. Besonders zu erwähnen sind dabei die Holzgravuren von Karin Persson und die Sammlung der Gemälde von Hans Billgren. Auch wer andere Kunstmuseen Schwedens mit nordischer Kunst gesehen hat, wird daher in Ystad noch einige Entdeckungen machen können.

Das Militärmuseum in Ystad dagegen bietet Militärinteressenten kaum etwas Neues, da das private Museum über eine relativ kleine Sammlung verfügt und nicht zur offiziellen Gruppe der militärhistorischen Museen Schwedens gehört. Man sollte es daher mehr als Ergänzung zu den bedeutenderen Museen dieser Art betrachten.

Wer sich für das bürgerliche Wohnmilieu des 19. Jahrhunderts interessiert, sollte einen Abstecher ins Charlotte Berlins Museum machen, denn das Haus mit seiner gesamten Einrichtung ist so erhalten geblieben wie es Ende des 19. Jahrhunderts war und gehört damit zu den wenigen Museen Schwedens, die diese Epoche in Form eines Museums optisch erhalten haben.

In Ystad findet man den südlichsten Tierpark des Landes mit exotischen Tieren aus den verschiedensten Ländern und einem relativ bedeutenden Terrarium, wo man vor allem Schlangen, Echsen, Schildkröten, sowie Frösche und Kröten findet. Der Tierpark des Ortes ist auch Hunden nicht verschlossen und verfügt über ein Freizeitgebiet mit Swimmingpool, ist aber nur während des Sommers geöffnet.

Wer ein Fan von Kurt Wallander ist, sollte Ystad Anfang Juli besuchen, denn zu dieser Zeit findet jedes Jahr der Volkslauf „Kurt Wallanders Fotspår“ statt, der entlang der Straßen führt, die in den Filmen eine gewisse Rolle spielen. Da es sich dabei um eine Strecke von drei Kilometern und eine andere von sechs Kilometern handelt, können auch etwas weniger trainierte Läufer teilnehmen.

Wer sich nach der Kultur, die Ystad bietet, müde fühlt, kann sich Richtung Strand machen und einen 40 Kilometer langen Sandstreifen entdecken, wobei Ystad sogar zu den sehr wenigen Städten Schwedens gehört, die einen Sandstrand mitten in der Stadt anbieten können.

Wer bereits Ystad besucht, sollte allerdings nicht vergessen, dass die berühmte Schiffssetzung Ale stenar nur etwa acht Kilometer östlich vom Zentrum der Stadt entfernt ist und auf seiner Höhe von 30 Metern über dem Meeresspiegel nicht nur einen Blick in die Vergangenheit Schwedens zulässt, sondern auch eine beeindruckende Sicht öffnet.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/24

Jönköping, die schwedische Stadt der Streichhölzer

Jönköping war auf Grund seiner Lage vermutlich bereits seit der Steinzeit besiedelt, aber da die heutige Stadt über den vorhergehenden Ansiedlungen entstand, sind aus allen früheren Epochen nur Einzelfunde bekannt. Der Rest ist vermutlich unter dem Sandgrund der Stadt für immer begraben. Aller Wahrscheinlichkeit nach erhielt Jönköping seine Stadtrechte von Magnus Ladulås am 18. Mai 1248, wobei es sich dabei um die ersten schwedischen Stadtprivilegien handelt, die in Latein ausgestellt wurden.

Dass Jönköping sich sehr früh zu einer Stadt entwickelte, hatte mehrere Gründe, denn zum einen kreuzten sich hier mehrere Handelswege, so dass es logisch war diese Stelle auch zu einem Handelort zu machen. Zum anderen war hier die südlichste Stelle der Eriksgatan, also des mittelalterlichen Königspfads, den jeder neu gewählte König nehmen musste. Hinzu kommt die ideale Lage am Vättern und die Landwirtschaft, die dafür sorgen konnte, dass die Grubenarbeiter in Bergslagen von hier auch mit Nahrung versorgt werden konnten. Und schliesslich handelte es sich bei Jönköping auch noch um die letzte größere Bastion gegen Dänemark, das vis zum Frieden von Roskilde sen südlichsten Teil Schwedens besaß.

Blick auf Jönköping

Das heutige Jönköping entstand durch die Eingemeindung der umliegenden Orte, unter anderem von Huskvarna, und ist durch den Munksjön in zwei Teile geteilt, die über sechs Brücken miteinander verbunden sind. Auch wenn die Stadt Jönköping sehr früh entstand, so hat sie, allein wegen der zahlreichen Brände und Kämpfe, die hier zwischen Dänemark und Schweden gekämpft wurden, keinen mittelalterlichen Charakter behalten, sondern gehört zu den modernen schwedischen Städten mit einigen wenigen Gebäuden, die noch aus dem 17. Jahrhundert erhalten sind.

Das Jönköpings Läns Museum ist eine Fundgrube für alle, die mehr über die Geschichte Jönköpings, einer Residenzstadt im Småland, erfahren möchten, da sich die Sammlungen von Archäologie bis zu industriellen Gegenständen erstrecken, wobei man in der Kunstabteilung vor allem schwedische Kunst der letzten 200 Jahre finden kann. Nach gegenwärtigen Renovierungsarbeiten öffnet das Museum erst im Frühjahr 2013 wieder.

Ein weltweit einzigartiges Museum ist das Tändsticksmuseet (Streichholzmuseum) der Stadt, das die Geschichte der Streichhölzer und deren Herstellung unter den verschiedensten Aspekten schildert. Das Museum ist in einer früheren Streichholzfabrik des 19. Jahrhunderts eingerichtet und noch ein Zeuge der Glanzzeit der Streichholzindustrie in Jönköping, denn zeitweise waren hier fünf Streichholzfabriken gleichzeitig voll ausgelastet.

In einem der ältesten Häuser Jönköpings findet man das Viktor Rydbergsmuseet, das allerdings nicht nur dem bekannten Skalden Viktor Rydberg gewidmet ist, sondern auch der Geschichte des Stadt, allerdings begrenzt auf die Epoche als der große schwedische Dichter in Jönköping wirkte.

Technikinteressierte Besucher sollten in Jönköping an das größte Radiomuseum Schwedens denken, das etwa 1000 der vorhandenen 3200 Sammelstücke aus der rund 100.-jährigen Geschichte von Radiogeräten, Phonogrammen, ersten Aufzeichnungsgeräten und selbst historischen Messgeräten zur Radiotechnik präsentiert.

Der 430.000 Quadratmeter große Stadtpark in Jönköping bietet nicht nur Wanderwege und Sportmöglichkeiten, sondern hat auch ein kleines Museumsdorf, dessen ältesten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert kommen und im Sommer zu besichtigen sind, sondern  hier liegt auch das Vogelmuseum mit seinen 1458 ausgestopften Vögeln und einer Sammlung von 2580 Eiern von 281 verschiedenen Vogelarten, eine einmalige Chance die Vogelwelt des Nordens zu entdecken.

Ein besondere Sehenswürdigkeit Jönköpings ist auch der Vattenledningsparken, das erste Wasserwerk Jönköpings, das allerdings bereits seit 1958 außer Betrieb ist, aber in restauriertem Zustand nun ein Stück Industriegeschichte des 19. Jahrhunderts bietet. Zudem findet man hier drei Springbrunnen aus dem Jahre 1865, die durch Eigendruck funktionieren.

Die Sofiakirche in Jönköping ist relativ jung und wurde erst 1888 fertiggestellt und dominiert mit ihrem neugotischen Stil das Stadtbild. Das Glanzstück der Kirche, die nach Königin Sofia benannt wurde, ist das Gemälde „Måltiden i Emmaus“, das in Rom erworben wurde und aus dem 17. Jahrhundert stammt.

Wer in und um Jönköping nach Natur sucht, findet vor allem zwei interessante Stellen. Zum einen das Naturschutzgebiet Bondberget, das Jönköping von Huskvarna trennt und eine herrliche Aussicht über den Vättern bietet und etwa zehn Kilometer westlich von Jönköping findet man mit dem Dumme Mosse die letzte Wildnis Südschwedens mit einer erstaunlichen reichen Tier- und Pflanzenwelt.

Wer den Vättern nicht mit einem Kanu oder Kajak entdecken will, dem bietet sich in Jönköping auch die Möglichkeit einen Ausflug mit der M/S Nya Skärgården aus dem Jahre 1915 zu machen
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Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/23

Visby, die mittelalterliche Stadt Schwedens

Visby, die größte Stadt Gotlands und ein UNESCO Weltkulturerbe, ist die Stadt Schwedens, in der man das Mittelalter am deutlichsten spüren kann, nicht zuletzt auch wegen der 3,4 Kilometer langen Stadtmauer, die heute noch ein Symbol Visbys ist. Geschichtlich gesehen war Visby ein alter Kultplatz auf dem sich langsam eine Stadt entwickelte. Die ältesten Funde gehen hier bis etwa 700 nach Christus zurück,  was einerseits bedeutet, dass Visby nicht die älteste Ansiedlung auf Gotland war, andererseits aber auch die Aussage zulässt, dass sie mit dem steigenden Handel ab der Zeit der Wikinger eine immer größere Bedeutung auf der Insel erlangte.

In Visby entstand vermutlich gegen Mitte des 11. Jahrhunderts die erste Kirche auf Gotland, die auf einem vorchristlichen Opferplatz erbaut wurde um die Macht des neuen Gottes zu demonstrieren. Gleichzeitig stellte diese Kirche jedoch auch eine gewisse neutrale Zone für alle Kaufleute dar, die um diese Zeit in Visby Halt machten. Bereits lange Zeit bevor die Hanse einen Einfluss in Visby gewann, hatte der Ort bereits nachweislich Handelsverträge mit Schweden, mit Dänemark und mit Russland.

In diesem Rahmen muss man auch sehen, dass Gotland erst sehr spät Teil des schwedischen Reiches wurde, sondern sehr lange eine gewisse Selbständigkeit bewahrte, die sich an eigenen Gesetzen, den Gutalagen, ausdrückte, aber auch an einer eigenen Sprache, die sich erheblich vom Urschwedischen unterschied. Auch die Vorgeschichte Gotlands weicht in vielen Punkten von der schwedischen Geschichte ab.

Auch wenn man bei der Ankunft in Visby unmittelbar in die mittelalterliche Atmosphäre der Altstadt mit der Ringmauer eintauchen möchte, so ist es sinnvoll, sich zuerst ein wenig mit der Entwicklung und der Geschichte Visbys auseinanderzusetzen und einen Besuch im Gotlands Museum zu planen, da  man nach dem Besuch der verschiedenen Ausstellung weitaus mehr von Gotland verstehen wird als bei einem unmittelbaren Besuch der historischen Sehenswürdigkeiten.

Wenn man dann während der kulturellen Wanderung durch Visby unruhige Kinder bei sich hat, so bietet sich ein Abstecher in das Science Center Gotland, denn hier wurde nicht nur die Geschichte des Wissens zusammengetragen, sondern Kinder können hier auch spielerisch zahlreiche Experimente anschaulich nachvollziehen.

Wer sich mehr für die Verteidigung Schwedens und insbesondere jener Gotlands interessiert, kann natürlich auch einen Blick in das FörsvarsMuseum in Visby werfen, das vor allem die letzten hundert Jahre der nordischen Verteidigung näher bringt, aber mit Themenausstellungen auch weiter in die Vergangenheit zurückgeht.

Das Kunstmuseum auf Gotland ist vor allem deswegen einzigartig in Schweden, weil hier weniger ein Schwerpunkt auf allgemeine Kunst oder auch nordische Kunst gelegt wird, sondern das Museum sich auf Künstler Gotland und Kunst, die Gotland zeigt, spezialisiert hat. Die Gemälde der gotländischen Künstler sind überwiegend aus dem 19. und dem 20. Jahrhundert.

Visby bietet für seine knapp 23.000 Einwohner ein reiches Angebot an weiteren Museen, denn nur vier Kilometer von der Stadt entfernt liegt da Museum mit Veteranenautomobile und etwas weiter entfernt stößt man auch auf eine landwirtschaftliches Museum das Eisenbahnmuseum Gotlands und zahlreiche andere Museen oder Ausstellungsräume.

Um die rund 150 mittelalterlichen Häuser Visbys zu finden, muss man nur durch die Altstadt spazieren, denn dem Scharm dieser Häuser kann man kaum entkommen, wobei man dabei natürlich daran denken sollte, dass alle Häuser hervorragend restauriert wurden und heute vermutlich sogar weitaus romantischer wirken als im Mittelalter. Und man sollte auch daran denken, dass auf Gotland auch im Mittelalter bereits weniger in Holz gebaut wurde als auf dem schwedischen Festland.

Am meisten beeindruckt in Visby die sieben Meter hohe Stadtmauer mit ihren 27 erhaltenen Türmen und den verschiedenen Toren, die alle einen eigenen Namen haben und auch eine bestimmte Funktion erfüllten. Diese Stadtmauer wurde als solches bereits 1288 fertig gestellt, fordert nun aber erneut einige dringende Reparationen.

Außer den zahlreichen Ruinen an Kirchen, die man in Visby findet, gibt es auch eine Kirche, die noch heute nahezu vollständig aus dem Mittelalter erhalten ist, denn die Domkirche Visbys, die im Jahre 1225 eingeweiht wurde, war eigentlich für deutsche Händler bestimmt, wurde aber im 16. Jahrhundert die allgemeine Kirche Visbys.

Eine etwas makabre Sehenswürdigkeit liegt etwas außerhalb der Stadt im Naturschutzgebiet Galgberget, wo man noch heute die Stelle besuchen kann an der über Jahrhunderte hinweg, und letztmals im Jahre 1845, Straftäter gehängt wurden. Die Pfeiler auf der Mauer, die ursprünglich mit Holzbalken verbunden waren, zeugen noch davon, dass so manches Mal nicht nur eine Person getötet wurde, sondern die Vorrichtung auch für mehrere Personen gleichzeitig ausgerichtet war.

Die größte Grünanlage Visbys ist natürlich der Botanische Garten, der so manchen Besucher erstaunt, da es das Klima und die geschützte Lage Gotlands erlauben auch Feigen, Magnolien und andere Gewächse so hoch im Norden zu zeigen, die man sonst weitaus näher am Mittelmeers erwartet.

Das größte Ereignis Gotlands ist das Mittelalter-Festival (Medeltidsveckan) in der ersten Hälfte im August, das nächstes Mal vom 4. bis zum 11. August 2013 zum 30. Mal ausgetragen wird und mit seinen Ritterspielen die Geschichte Gotlands und insbesondere Visbys um 600 Jahre zurückdreht.

Aber natürlich ist Visby auch ein idealer Ausgangsort um ganz Gotland zu entdecken, wobei man in vielen Fällen mehr sieht, wenn man sich ein Fahrrad mietet statt mit dem Auto auf die Suche nach historischen Sehenswürdigkeiten oder Naturschönheiten zu suchen.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/22

Åre, vom Pilgerort zum modernen Skisport

Auch wenn Åre nur einer der kleineren Orte im Jämtland ist, so hatte dieser Ort bereits im 12. Jahrhundert eine gewisse Bedeutung, denn Åre liegt am historischen Pilgerpfad des Sankt Olav, wovon heute noch die Gamla Kyrka im Ort zeugt. Im 18. Jahrhundert verzeichnete man dann an der gleichen Stelle den frühen Bergtourismus Schwedens, auch wenn man damals vor allem wegen der frischen Luft kam, der man eine heilende Kraft nachsagte.

Als dann 1882 die Eisenbahn nach Åre kam, entwickelte sich der Ort, der noch heute nur knapp 1500 feste Einwohner zählt, mit seinem Åreskutan, dem Skiberg des Ortes, zu einem modernen Tourismusort an dem sehr schnell Hotels gebaut wurden und im Jahre 1910 eine Bergbahn gebaut wurde. Mit der Weltmeisterschaft in Ski Alpin im Jahre 1954 war Åre denn allgemein bekannt, auch wenn es dem Ort dadurch nicht gelang die Abwanderung zu verhindern und die Winteraktivitäten sich kaum rentabel zeigten. Erst als der schwedische Großkonzern Skistar AB die gesamten Skianlagen kaufte, begann sich Åre zu einem Zentrum des schwedischen Skisports zu entwickeln und man begann auch an einem Sommertourismus zu arbeiten.

Die bedeutendste Sehenswürdigkeit Åres ist vermutlich die Gamla Kyrka, eine Steinkirche, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert gebaut und im 18. Jahrhundert erweitert wurde. In der Kirche findet man ein Skulptur des Heiligen Olav des 14. Jahrhunderts, wobei diese Kirche für die Pilger deswegen von so großer Bedeutung war, da der Heilige nach einer Legende hier begraben wurde.

Bei einem Besuch in Åre steht natürlich der Åreskutan im Zentrum, der sowohl im Sommer als auch im Winter seine Anziehungskraft nicht verliert und während des Sommers Wanderwege bietet, im Winter dann jeden Schwierigkeitsgrad an Skipisten. Eine besondere Attraktion ist dabei die Bergbahn von 1910, mit der man auf einer Strecke von 790 Meter einen Höhenunterschied von 158 Metern erreicht.

Åre verfügt mit seinen Hotels, rund 30 Restaurants und etwa 20 Nachtklubs über ein Angebot, das man kaum in einem anderen schwedischen Ort dieser Größenordnung findet und lädt daher nicht nur zum Wandern oder Skilaufen ein, sondern sorgt auch für das abendliche Vergnügen und die verschiedensten Essensansprüche.

In Åre öffnete 2005 eine künstlerische Glashütte in der die beiden Besitzerinnen das ganz Jahr über Besucher zu einem Blick in ihr Atelier einladen und moderne schwedische Glaskunst präsentieren, wobei für Annika und Ann-Katrin modernes Design im Vordergrund steht.

Wer bereits in Åre ist, sollte jedoch nicht vergessen, dass auch die Umgebung einige Sehenswürdigkeiten bietet, die dem Besucher das Jämtland näher bringen können. Denn im Njarka Sameläger bei Duved kann man, umgeben von Rentieren, das heutige Leben in einem Lager der Sami entdecken und im Gespräch die Geschichte dieser unbekannten Welt erfahren, auch wenn man sich dort nicht für die Besucher in die traditionellen Trachten wirft, sondern sich wie Jedermann kleidet.

Ebenfalls in der Nähe von Duved findet man auch die Milles Moose Farm, wo sich der Besucher mit dem Leben der Elche vertraut machen kann und erfährt, warum die Tiere als die Könige der Wälder bezeichnet werden. Außer Elchkäse kann man hier auch Elchwaffeln kosten, was vermutlich nirgends anders auf der Welt möglich ist.

Auf der Ostseite des Berges Åreskutan liegt die Fröå Gruva, ein altes Kupferbergwerk, das zwischen 1744 und 1919 ausgebeutet wurde. Nachdem ab dem Jahre 1990 die gesamte Installation wieder restauriert wurde, ist es hier heute möglich von Juni bis August zu erleben wie die Arbeiten in den früheren Kupfergruben Schwedens von sich gingen.

Nicht weit von Åre entfernt liegen auch zwei der vermutlich spektakulärsten Wasserfälle Schwedens. Denn am Tännforsen bei Duved stürzen pro Sekunde rund 700 Kubikmeter Wasser pro Sekunde 38 Meter in die Tiefe und am Ristafallet findet man einen 50 Meter breiten Wasserfall an dem im Winter die Eisformationen ein Kunstwerk schaffen.

Wer nicht nur am Åreskutan klettern oder Skilaufen, nicht nur von den Aktivitäten am Åreälven und dem Öster-Jansjön profieren will, die Grotten bereits kennt und nicht vom Mountainbike angezogen wird, kann sich im Lanthandelsmuseet in Kall, dem Huså Grubenmuseum, den Waldmuseum in Mörsil, der Åre Schokoladenfabrik in Björnänge und den zahlreichen Kapellen der Umgebung Åres einen weiteren Blick in die Geschichte des Jämtland werfen.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/21

Sundsvall, die Steinstadt Schwedens

Die Umgebung Sundsvalls wurde mit Sicherheit bereits während der schwedischen Völkerwanderung besiedelt, wovon der Grabplatz in Högum, der sich nur zwei Kilometer westlich der Stadt befindet, zeugt. Später entwickelt sich hier ein Fischerdorf, das sich immer mehr ausdehnte und so langsam zu einer Stadtbildung führte, denn auch wenn Sundsvall wegen den Landhebungen zweimal verlegt wurde um einen Zugang zur Ostsee zu haben, letztmals von Königin Kristina, so war der Zugang zum Meer der Hauptgrund, warum Gustav II. Adolf im Jahre 1621 Köpstaden, Åkersvik und Sund zusammenlegte und daraus die Stadt Sundsvall machte.

Der Vorteil des Meereszugangs war natürlich auch ein Nachteil, denn 1721 griff die russische Armee Sundsvall an und legte sie in Schutt und Asche. Kaum hatte sich dann die einzige Stadt in Medelpad erholt und war an der gleichen Stelle wieder aufgebaut worden, brannte sie nieder. Beim erneuten Aufbau im 19. Jahrhundert entwickelte sich Sundsvall, ebenfalls wegen seiner geografischen Lage, zum Zentrum der Sägewerke Schwedens. Und 1888 brannte sie erneut zum Großteil ab, was ihr dann jedoch ihren Beinahmen und das heutige Aussehen gab, denn nach diesem Brand bekam das Zentrum einen neuen Stadtplan und es wurde das Gesetz erlassen, dass dort nur noch Steinhäuser stehen durften. Dies ist auch der Grund, warum der Kern Sundsvalls noch heute Stenstaden, die Steinstadt heißt.

Blick auf die Steinstadt in Sundsvall

Ein anderer Beiname Sundsvalls könnte natürlich auch „Norrlands huvudstad“ sein, die Hauptstadt des Norrlands, denn obwohl Umeå diese Bezeichnung seit vielen Jahren anwendete, ließ sich im Jahre 2007 Sundsvall diese Bezeichnung schützen und Umeå musste auf den Titel verzichten, obwohl es geografisch gesehen logischer wäre Sundsvall als das Tor des Norrlands zu bezeichnen und nicht als die Hauptstadt.

In der Regel führt der erste Weg in Sundsvall natürlich in die Stenstaden, die Steinstadt, die mit den monumentalen Bauten beeindruckt und Schweden in einer völlig anderen Weise zeigt als man sonst gewohnt ist, wo man auch in der Innenstadt nach Holzhäusern Ausschau hält. Wer etwas Besonderes in der Steinstadt sucht, wird allerdings an den verschiedensten Stellen Sundsvalls, und selbst an der Gustav Adolf Kirche, einen Drachen entdecken, der das Übel fernhalten soll, das die alten Gebäude zerstörte.

Wenn man in Sundsvall vom Norra Berget spricht, so meint man damit den Stadtpark mit seinen Spazierwegen, dem Aussichtsturm und einigen historischen Gebäuden aus Medelpad. Am Norra Berget tanzt man zu Mittsommer um die Mittsommerstange und hier wird auch jedes Jahr der Weihnachtsmarkt organisiert.

Einen Gegenpol bietet dann der Södra Berget, der nicht nur eine phantastische Aussicht über die Stadt Sundsvall bietet, sondern auch dem Freizeitleben gewidmet ist und im Winter zum Slalomhang wird. Auf dem Sidsjön lädt im Winter auch eine drei Kilometer lange Schlittschuhspur ein, während man vielleicht daran denkt, dass man im Sommer hier fischen und baden kann.

Die Gustav Adolf Kirche in neugotischem Stil wurde nach dem Brand im Jahre 1888 völlig neu gebaut, wobei man jedoch an Teilen des Fundaments noch die Reste der vorhergehenden Kirche entdecken kann. Auch wenn einige der bedeutendsten Gegenwartskünstler für die Dekoration im Innerer sorgten und eine großartige Leistung brachten, so hat man beim Besuch nur den Eindruck eines sehr modernen Kirchengebäudes.

Auch wenn man in Sundsvall hervorragende Einkaufsmöglichkeiten findet, so liegt etwa sieben Kilometer nördlich der Stadt das größte nordschwedische Einkaufszentrum, das um den vierten IKEA-Laden entstand und mit rund 100 Läden jedes Jahr über sechs Millionen Kunden anzieht und sich zu einem Ausflugsziel und nahezu zur touristischen Attraktion entwickelte. Birsta, wie das Einkaufszentrum heißt, wurde bereits mehrmals als das beste schwedische Einkaufszentrum ausgezeichnet, nicht zuletzt auch wegen der breiten Auswahl.

Weihnachten beginnt in Sundsvall immer am 20. November eines Jahres, wobei der Weihnachtsmarkt jeweils am 4. und 5. Dezember am Norra Berget stattfindet auf dessen Spitze das vermutlich höchste Adventslicht über die Stadt erstrahlt.

Wer im Sommer in Sundsvall ein typisch schwedisches Fest erleben will, muss seine Reise auf Mitte Juli legen, wenn in der Stadt eine Woche lang das Gatufestival, das Straßenfest der Stadt stattfindet bei dem der Höhepunkt des Sommers mit den sehr kurzen Nächten mit Musik, Vergnügen und gutem Essen gefeiert wird. Im Jahr 2013 findet das Sundsvalls gatufest bereits zum 26. Mal statt.

Wer nach Sundsvall kommt, will natürlich nicht nur die Stadt entdecken, sondern auch Ausflüge entlang der Küste und ins Hinterland machen um den Aufenthalt zu einem Aktivurlaub zu machen. Sowohl im Sommer als auch im Winter eignet sich die Gegend für jede Art von sportlicher Aktivität, angefangen vom Wandern, Kletter oder Golf spielen bis zu Ausflügen per Ski, Abfahrtslauf oder einem Abstecher in die Natur mit dem Schneescooter.

Copyright Text und Foto: Herbert Kårlin

2012/10/20

Skara, eine der ersten Städte Schwedens

Das westschwedische Skara gehört mit zu den ältesten Städten Schwedens und wurde bereits im Jahre 1070 von Adam von Bremen schriftlich genannt. Der Ort, der bereits während der Zeit der Wikinger ein Verkehrsknotenpunkt und zugleich ein Zentralort Västergötlands mit einem alten Thingplatz war, gilt als ein religiöses und politisches Zentrum des schwedischen Mittelalters. In Skara entstand ein katholische Zentrum des Landes von wo aus eine bedeutende Missionsarbeit ausging, wo aber auch wichtige politische Treffen abgehalten wurden.

Das Zentrum Skaras hat um das Rathaus und die Domkirche sein mittelalterliches Straßennetz behalten, wobei in diesem Bereich auch noch einige Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert zu finden sind, die dem Bauboom der 60er und 70er Jahre entkommen konnten. Das historische Skara beschränkt sich daher insbesondere auf die Straßenführung der Innenstadt und einige wenige Bauten.

Die Windsäge im Museumsdorf in Skara

Um die lange Geschichte Skaras zu entdecken, muss man das Västergötlands Museum der Stadt besuchen, wo man der gesamten Geschichte des Ortes in Form einer sehr ausführlichen Ausstellung folgen kann und die die Entwicklung Skaras von der Eiszeit bis heute dokumentiert wird.

Direkt neben dem Museum findet man das Museumsdorf Skara mit etwa 30 Gebäuden aus dem Västergötland, die sich den Sommer über beleben und vor allem zu Mittsommer und dem schwedischen Nationaltag ein natürliches Zentrum werden. Das Besondere bei diesem Museumsdorf sind jedoch nicht nur die gut ausgestatteten Gebäude, sondern auch die Tatsache, dass hier auch Bäume, Kräuter und Blumen angebaut werden, die mittlerweile der Vergangenheit angehören.

Eines der wichtigsten Gebäude Skaras ist natürlich die Domkirche in der noch einzelne Elemente aus dem 12. Jahrhundert erhalten sind, auch wenn die Kathedrale den gotischen Stil erst bei bedeutenden Umbauten zwischen 1886 und 1894 erhielt. Das Innere der monumentalen Kirche, die zu den größten Schwedens gehört, ist ein wahres Museum, wo man auch noch ein Steinrelief des 12. Jahrhunderts findet.

Ein Erlebnis völlig anderer Art ist der Besuch des Veterinärhistorischen Museums in Skara, das mit seiner Ausstellung bis zu Peter Hernqvist zurückreicht, der in diesem Gebäude mit der Genehmigung von Gustv III. im Jahre 1775 die erste Veterinärausbildung Schwedens anbieten konnte. Peter Hernqvist selbst hatte sich seine Kenntnisse vor allem in Frankreich angeeignet, nachdem er in Uppsala bereits Medizin studiert hatte.

Wer sich mehr für die Geschichte der Eisenbahn interessiert, sollte Skara im Sommer besuchen, da das Eisenbahnmuseum nur um diese Zeit öffnet und zugleich Reisen mit der Dampflok und entsprechenden Waggons anbietet, die von Skara bis zum Kurort Lundsbrunn führt, der mittlerweile auf eine 300-jährige Geschichte zurückblicken kann.

Der ehemalige Veterinär Peter Hernqvist, ein Schüler von Carl von Linné, hinterließ in Skara auch einen kleinen Botanischen Garten, den Hortus Botanicus Scarensis, wo er außer Obstbäumen vor allem Küchenkräuter und Heilpflanzen anbaute. In den letzten Jahren hat dieser Garten nun weitgehend seinen ursprünglichen Charakter zurückerhalten, wobei hier im Mai der Männerchor des Ortes seine Konzerte gibt.

Im Seengebiet Vallebygden etwa zehn Kilometer östlich von Skara findet man in sechs der Naturschutzgebieten die deutlichsten Zeichen die die Eiszeit in Schweden zurückließ, wobei auch jedes der Naturschutzgebiete eine andere Vegetation aufweist. Kaum eine andere Gegend Schwedens weist auf einer so kleinen Fläche eine solche Vielfalt auf, in einer Umgebung, die mittlerweile über 10.000 Jahre alt ist.

Im Zentrum des Gebietes findet man auf dem Drottningkullen die Ruinen der Schlossruine Gamla Höjentorp, das im 13. Jahrhundert gebaut wurde und 1284 dem Bischof von Skara geschenkt wurde. Das Schloss brannte allerdings 1722 bis auf den Grund ab, wobei nach einer Legende die Königin Ulrika Eleonora diesen Tag das Schloss besucht haben soll.


Wer mehr auf Vergnügen aus ist, findet in Axvall, das etwa acht Kilometer östlich von Skara liegt, das Skara Sommarland, das mit zu den größten Vergnügungsparks Schwedens gehört, auch wenn die Anlage nicht wie Göteborg (Liseberg) oder Stockholm (Gröna Lund) auf Sensationen aus ist, sondern auch mehr klassische Attraktionen anbietet, die als Dauerbrenner bezeichnet werden können.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/19

Arvika, die Kulturstadt im Värmland

In der Umgebung Arvikas beweisen die Funde einiger Steinkistengräber (hällkistor), dass sich hier bereits zur Jüngeren Steinzeit Menschen niedergelassen haben, was sich dann zur Bronzezeit erheblich verstärkte. Die Funde aus dieser Epoche sprechen sogar von einer relativ großen Bevölkerung, obwohl Arvika keinen direkten Zugang zum Meer hatte und daher nicht die gleichen Vorteile aufwies wie manch andere Teile Schwedens, die um die gleiche Zeit besiedelt wurden.

Arvika gehört zu jenen Orten, die von Norwegen aus christianisiert wurden und gehört zu jenen Orten, die auch während des gesamten Mittelalters mehr von Norwegen beeinflusst waren als von Schweden, was die alten Handelswege und auch auch der Pilgerpfad zu den Reliquien von Olav dem Heiligen nach Trondheim beweist, eine Situation, die die schwedischen Könige ab dem 17. Jahrhundert als sehr störend betrachteten, aber auch für das Värmland gewisse Zollschwierigkeiten mit sich brachte.

Fågelmannen, Marktplatz und Bahnhof in Arvika

Erst im 18. Jahrhundert war es dann soweit, dass Arvika zu einem rein schwedischen Handelsort werden sollte, was nicht zuletzt auch damit zusammenhing, dass hier bereits ein Hafen vorhanden war und die Wasserwege, auch die Flusswege, die wichtigste Voraussetzung für einen blühenden Handel waren. Der Stadtplan Arvikas kam dann 1811 von Jean Baptiste Bernadotte, dem ersten schwedischen König des Hauses Bernadotte. Bis zum Jahre 1911 war Arvika ein Köping, erhielt dann jedoch die Stadtprivilegien, die noch im gleichen Jahr mit einer großen Industriemesse gefeiert wurde.

Die industrielle Vergangenheit Arvikas wird heute am deutlichsten vom Fahrzeugmuseum ausgedrückt, denn auch heute noch werden in Arvika Volvo-Arbeitsfahrzeuge hergestellt. Im Museum findet man rund 100 Fahrzeuge, die zwischen 1923 und 1968 in Schweden hergestellt wurden, aber auch einige Pferdewagen und Mopeds, die noch im vorhergehenden Jahrhundert hergestellt wurden.

Den Kontrast dazu bildet das Museumsdorf Såguddens Museum mit seinen 20 Bauernhäusern aus dem westlichen Värmland des 18. und des 19. Jahrhunderts, wo auch die traditionellen Feste zum schwedischen Nationaltag und zu Mittsommer stattfinden. Da vor allem das Interieur der Stugor von großem Interesse ist, sollte man seinen Besuch in Arvika natürlich auf den Sommer legen, da die Gebäude im Winter nicht allgemein zugänglich sind.

Die künstlerische Seite Arvikas entdeckt man am besten im Rackstadmuseet mit dem Oppstuhage, wo ab Ende des 19. Jahrhunderts mehrere bedeutend Künstler des Värmland ihre Ateliers hatten. Heute kann man hier nicht nur eine sehr interessante Kunstausstellung entdecken, sondern auch Möbel einer vergangenen Epoche, Kunsthandwerk aus der Region und sich bei temporären Ausstellungen mehr mit schwedischer Gegenwartskunst vertraut machen.

Die Dreifaltigkeitskirche in Arvika wurde im gleichen Jahr eingeweiht als der Ort die Stadtrechte erhielt und ist eine moderne schwedische Kirche, die sowohl Elemente des Jugendstils als auch des nationalromantischen Stils Schwedens enthält und vom schwedischen Architekten und Künstler Ivar Tengbom gezeichnet wurde. Die Einrichtung der Kirche stammt ebenfalls von verschiedenen schwedischen Künstlern.

Die Mikaelikyrkan in Arvika geht zum kleineren Teil auf des 17. Jahrhundert zurück und trägt alle Zeichen der gustavianischen Epoche. Das heutige Aussehen erhielt der Bau bei den Renovierungsarbeiten ab 1780. Die ältesten Teile im Inneren der Kirche sind der Altaraufsatz von 1765 und die Kanzel von 1739.

Einer der interessantesten Ausflüge von Arvika aus sollte auf die andere Seite des Glafsfjorden führen, da dort das Bruksmuseet der ehemaligen Glashütte in Glava liegt, wo einst vor allem Gebrauchsglas hergestellt wurde. Aber in Glava liegt auch das Schiefermuseum im Hembygdsgård, das die Geschichte der Anwendung von Schiefer in Schweden erklärt und Kenneth's gårds- och hantverksmuseum mit etwa 3000 Gegenständen aus der alten Handwerkskultur, Landwirtschaft und Forstwirtschaft Värmlands, wo man auch noch eine Landschmiede aus dem 18. Jahrhundert findet, die einzige, die heute im Värmland noch erhalten ist.

Ein Erlebnis völlig anderer Natur ist natürlich ein Besuch im Glasskogens Naturreservat mit seinen 28.000 Hektar und seinen 300 Kilometern an Wanderwegen, ein Gebiet, das man auch nach zwei Wochen in der „Wildnis“ noch nicht vollständig entdeckt hat.

Wer allerdings nach dem bereits legendären Arvikafestivalen sucht, sucht vergebens, denn es wurde auf Grund eines finanziellen Fiaskos im Jahre 2011 zu Grabe getragen. Schwedische Musik wird jedoch beim jährlichen Hafenfest geboten, das das nächste Mal vom 1. bis zum 3. August 2013 stattfinden wird.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/18

Halmstad, die Stadt mit den drei Herzen

Wie sehr viele schwedische Orte, die ihre Ahnen bereits zwischen dem Jahr 1000 und 1100 haben, so liegt auch die heutige Stadt Halmstad nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz, sondern wurde erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts an die heutige Stelle verlagert. Daraus ergibt sich auch, dass der Ort mehrmals die Stadtprivilegien erhielt, an der heutigen Stelle im Jahre 1322.

Halmstad unterlag bis zum Frieden in Brömsebro im Jahre 1645 dem dänischen Königshaus und kam sogar erst mit dem Frieden von Roskilde im Jahre 1658 endgültig zu Schweden. Bis zu dieser Zeit war es daher, wegen der nahen Grenze zu Schweden, nötig die Stadt als Verteidigungsstadt auszubauen. Teile dieser Befestigung kann man während eines Spaziergangs durch Halmstad nach wie vor entdecken, obwohl 1734 entschieden wurde alles
abzureißen was an Befestigung erinnerte. Selbst die Norre Port, das Nordtor, eines der früheren vier Stadttore, konnte bis heute erhalten werden.

Das Kunstmuseum in Halmstad

Der Umstieg von einer Kriegsstadt zu einer industriellen Stadt ging in Halmstad, der größten Stadt Hallands, sehr langsam voran und entwickelte sich erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem der Hafen ausgebaut und modernisiert worden war. Heute ist Halmstad allerdings zu einem der wichtigsten touristischen Orte an der Südwestküste Schwedens geworden, der sich durch ein starkes kulturelles Angebot auszeichnet.

Das Schloss in Halmstad aus dem Jahre 1609 kann nur zu einem geringen Teil bei Führung besichtigt werden, da hier die Regionalregierung und andere offiziellen Einrichtungen ihren Sitz haben. Das Schloss wurde noch zu dänischer Zeit gebaut und diente dem König lediglich als Übernachtungsstelle. Das Gebäude wurde mehrmals restauriert und hat weitgehend seinen ursprünglichen Charakter beibehalten.

Älter als das Schloss ist in Halmstads allerdings das Stadttor im Norden (Norra Port), das seit 1601 an dieser Stelle zu finden ist. Dies ist auch der Ort, von dem aus man zur Bastionen kommt und zum Katts Park mit einem Themaspielplatz „Pippi Langstrumpf“.

Um einen Blick in die Vergangenheit Hallands zu werfen, ist ein Besuch im Museumsdorf Hallandsgården auf dem Galgberget vorzuschlagen, denn hier findet man etwa zehn Gebäude der Region aus dem 18. und 19. Jahrhundert vereint. Aktivitäten und geführte Besichtigungen finden allerdings nur während der Sommermonate statt.

Wer sich für Kunst interessiert, wird in Halmstad ebenfalls nicht enttäuscht, denn hier findet man sowohl das Kunstmuseum, das sich auf die Kunstgeschichte Hallands spezialisiert hat und sowohl Gemälde, als auch Volkskunst, Kunsthandwerk und Design umfasst. Die Kunsthalle lädt jedes Jahr zu temporären Ausstellungen zeitnaher Kunst ein, wobei auch hier ein Schwerpunkt bei den Künstlern aus dem Halland liegt. Schließlich findet man noch das Mjellby Konstmuseum mit internationaler Gegenwartskunst und der berühmten Sammlung der Halmstadgruppe.

In eine etwas andere Richtung geht dann das Luftabwehrmuseum Halmstads, das zur Gruppe der militärhistorischen Museen Schwedens gehört und an Hand seiner Ausstellungen die Rolle der schwedischen Luftabwehr und des Regiments mit seiner 140-jährigen Geschichte erklärt.

Die Sankt Nikolai Kirche in Halmstad in Form einer Pseudobasilika geht zwar auf das Jahr 1432 zurück, als sie erstmals schriftlich erwähnt wurde, wurde jedoch mehrmals umgebaut und erweitert. Das heutige Aussehen bekam die Kirche daher erst zwischen 1869 und 1872. Das Inventar der Kirche stammt teilweise noch aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Halmstad, das wegen seines Stadtwappens den Beinamen Stadt der drei Herzen erhielt, könnte auch den Beinamen Hauptstadt des Golf tragen, denn in nächster Umgebung der Stadt zählt man nicht weniger als zwölf Golfplätze, die auch die besten Golfspieler Schwedens regelmäßig anziehen. Neben Golf bietet sich in Halmstad natürlich auch das Surfen an und die Entdeckung der Küste per Kajak. Der Wanderweg Hallandsleden mit der südschwedischen Vegetation liegt ebenfalls vor der Tür Halmstads.

Als Ausflugsziel bietet sich vor allem die gut 15 Kilometer entfernte Windmühle Särdals Kvarn an, eine der größten Windmühlen Schwedens, wo im Sommer auch Kunstausstellungen statt finden, so dass man neben der Geschichte der Mühle mit seiner historischen Einrichtung auch moderne Kunst aus dem Halland entdecken kann.

Wer sich Anfang August in Halmstad aufhält, kann auch vom jährlichen Internationalen Festival des Straßentheaters profitieren, das mittlerweile regelmäßig rund 15.000 Besucher anzieht und bei dem einige der weltweit bekanntesten Straßenkünstler ihr Bestes geben.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/17

Jokkmokk, die Stadt der Sami

Jokkmokk, beziehungsweise Jåhkåmåhkke oder Dálvvadis, wie es von den Sami teilweise genannt wird, war vermutlich bis weit in die Vergangenheit ein Winterlager der Sami, dessen Schicksal sich im 16. Jahrhundert änderte, als der Ort erstmals als Steuerzahler auftaucht. Im Auftrag des schwedischen Königs reiste im Jahre 1611 dann auch Andreas Bureus nach Jokkmokk, das direkt am Polarkreis liegt, um die erste Karte Lapplands zu erstellen und dabei die Grundlage dafür zu legen, dass auch diese Gegend in das schwedische Reich integriert wird. Wenn man Dálvvadis übersetzt, so bedeutet dies noch heute „Winterlager“, auch wenn sich heute viele Sami neben den einstigen schwedischen Siedlern fest in Jokkmokk niedergelassen haben und nur noch ein Teil der Bevölkerung das Leben von Rentier-Nomaden führt.

Natürlich war Jokkmokk bis 1605 weder eine feste Ansiedlung noch ein fest geregelter Handelsplatz, aber da sich hier die Sami trafen, entschied Karl IX. an dieser Stelle, die durch zahlreiche Wege eine wichtige Stelle einnahm, einen Marktplatz einzurichten, was natürlich damit verbunden war hier auch eine Kirchstadt entstand, von der heute jedoch nicht noch einige Reste zu finden sind. Dies garantierte, dass sich in Jokkmokk auch königstreue Händler niederließen und bald auch Siedler dazustießen. Dies garantierte, allein durch die Kirchpflicht und den festgelegten Markt im Winter, dass Sami ihre Steuern an den König bezahlten, aber ihre Waren auch in erster Linie nach Stockholm kamen.

Wer nach Jokkmokk kommt, selbst wenn man nur die Durchreise zu den vier Nationalparks in Laponia plant, sollte auf jeden Fall am Ájtte anhalten, dem schwedischen Gebirgs- und Samenmuseum, dem größten Museum samischer Kultur des Nordens, das gleichzeitig ein Informationszentrum über das Gebirge Nordschwedens enthält und wo man sehr viele Hinweise findet, die Probleme in der Gebirgswelt vermeiden helfen.

Wer sich dann für gegenwärtiges samisches Kunsthandwerk interessiert, sollte Sámi Duodji besuchen, eine Stiftung, die sich für den Fortbestand samischen Handwerks einsetzt und auch Kurse in den verschiedensten Techniken anbietet. Sámi Duodji ergänzt in gewisser Weise das Ájtte-Museum.

Wer noch mehr über samische Tradition und Kunsthandwerk erfahren will, wird in Jokkmokks Tenn fündig, wo man traditionelle Arbeiten in Zinn entdeckt, die nicht nur Kleidungsstücke zierten, sondern mit ihren mythologischen Symbolen auch eine Zauberkraft vermittelten. Nach einem Besuch in Jokkmokks Tenn wird man die Kulturgeschichte der Sami weitaus besser verstehen als nur eine Broschüre darüber zu lesen.

Sowohl die Gamla Kyrkan Jokkmokks, die nach einem Brand im Jahre 1972 vollkommen neu aufgebaut wurde als auch die Jokkmokk Kyrka aus dem Jahre 1889, die allgemeine Versammlungskirche, haben sehr interessant architektonische und künstlerische Details, sind jedoch zu jung um historisch von größerer Bedeutung zu sein und stehen in gewisser Weise im Kontrast zur ursprünglichen Kulturgeschichte Lapplands.

Bevor man im Gebirge um Jokkmokk die dort typische Vegetation in seiner natürlichen Umgebung entdecken kann, ist ein Besuch im Fjällträdgård des Ortes als Empfehlung zu sehen, da hier die Gewächse der Bergwelt in Miniatur und in komplexer Form zu entdecken ist und auch erklärt wird, was später das Wiedererkennen der typisch lappländischen Vegetation erheblich erleichtert.

Auch wenn Jokkmokk eine reiches kulturelles Leben bietet, so ist das wichtigste Ereignis des Jahres der Jokkmokk Marknad, der samische Wintermarkt (Samenmarkt), der einst von Karl IX. als feste Einrichtung geschaffen wurde. Vom 7. bis zum 9. Februar 2013 kann man im ganzen Ort das nächste größte nordeuropäische Winterfest erleben. Dieser Mark beginnt jedes Jahr am ersten Donnerstag im Februar, wobei er allerdings nicht mehr drei Wochen dauert wie zu seiner Anfangszeit, sondern nur noch drei Tage. Der Besucher sollte sich allerdings darauf einstellen, dass Jokkmokk mit seinen knapp 3000 Einwohnern in dieser Zeit über 40.000 Besucher zählt, die diesen Markt mindestens einmal erleben wollen.

Wer auf seiner Reise bereits Jokkmokk und den Polarkreis erreicht hat, findet allein in der Gesamtgemeinde Jokkmokk noch mehrere andere bedeutende Sehenswürdigkeiten, unter anderem in Porjus und Vuollerim. Aber es wartet auch das Gebirge Schwedens (Fjällen) und das 9400 Quadratkilometer große Laponia mit seinen Nationalparks Sarek, Muddus, Padjelanta und Stora Sjöfallet, die seit 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/16

Bollnäs, die amerikanische Stadt Schwedens

Auf Grund seiner geografischen Lage und der Verbindung direkt zur Ostsee ist es logisch, dass die Umgebung des Sees Varpen sehr früh besiedelt war. Selbst im zentralen Bollnäs wurden mehrere Grabhügel und die Fundamente von zwei Häusern aus der Zeit zwischen 200 und 400 nach Christus gefunden, was darauf schließen lässt, dass hier bereits während der Eisenzeit ein Handelsweg entstand.

Das älteste Dokument, das Bollnäs nennt, ist das Ingemunds Testament aus dem Jahre 1312 in dem auch die Kirche von Bollnäs erstmals auftaucht. Aber trotz der relativ großen Kirche sollte über Jahrhunderte hinweg keine Ansiedlung am Ort der heutigen Stadt entstehen und die Kirche diente lediglich als Versammlungsort für alle umliegenden Gemeinden.

Dies änderte sich erst als Georg Henric Collini nach einem achtjährigen Aufenthalt in Amerika nach Schweden zurückkehrte und an der Kirche eine bedeutende Fläche an Land kaufte um dort eine Stadt nach amerikanischem Muster zu bauen. Innerhalb von nur zehn Jahren entstand eine größere Siedlung und als Collini auch noch eine Dampferlinie zwischen Bollnäs und Söderhamn einrichtete, war der Ort bereits zu einer kleineren Stadt geworden, die 1878 auch eine Eisenbahnlinie erhielt. Die erste Industrie, die sich dann in Bollnäs installierte war eine Fabrik, die amerikanische Autos herstellte. Nachdem der neue Ort auch am Fluss Ljusnan lag, dauerte es nicht lange bis sich auch Sägewerke in Bollnäs niederließen und die Bevölkerung von der Anzahl her einer kleineren Stadt entsprach.

Im Jahre 1888 war Bollnäs eine eigene Gemeinde geworden, die sich bis 1906 zu einem Köping entwickelt hatte und damit die Marktrechte erhielt. 1942 wurde der Ort dann mit Björkhamre, das ebenfalls ein Köping war, zusammengelegt und Bollnäs erhielt die Stadtprivilegien, die erst mit der Reform im Jahre 1971 endeten, als sämtliche Städte Schweden den Titel Stadt verloren und nur noch als Zentralort bezeichnet wurden.

Auch wenn Bollnäs für viele nur das Zentrum ist um das Hälsingland und vor allem die Hälsingegårdar zu besuchen, so sollte man nicht an den Sehenswürdigkeiten der Stadt achtlos vorbeigehen, denn auch wenn die Stadt vom Aussehen her nicht zu den typischen schwedischen Städten gehört, so ist die Kirche aus dem 14. Jahrhundert ein Glanzstück des Ortes, zumal der Altarschrank und zahlreiche Skulpturen aus dem Mittelalter erhalten blieben, da diese Kirche nie abbrannte wie so viele andere Kirchen in Schweden, die immer von Holzhäusern umgeben waren.

Zu den Sehenswürdigkeiten in  Bollnäs gehört auch der Hembygdsgården Kämpens, ein sehr gut erhaltener Hälsingegård aus dem 16. Jahrhundert, also ein Bauernhof von hohem kulturhistorischem Wert. Auf dem Gut werden regelmäßig rund 100 verschiedene Kartoffelsorten angebaut und zu Mittsommer und dem schwedischen Nationaltag finden hier auch die Feierlichkeiten statt.

Das Museum in Bollnäs mit angeschlossener Kunsthalle bietet insbesondere temporären Ausstellungen zu regionaler Kunst und Kunsthandwerk und hat sich auf die lokale Kunst des Hälsinglands spezialisiert. Die Stadt bietet jedes Jahr sieben aufeinander folgende Ausstellungen hoher Qualität.

Etwa 20 Kilometer nördlich von Bollnäs liegt der Hälsingegården Gästgivars, der von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen wurde und bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Interessant sind hier vor allem die Malereien von Jonas Wallström im Hauptgebäude. Der Hof entwickelt sich allerdings immer mehr zu einer touristischen Verkaufsstelle, was allerdings nötig ist um die hohen regelmäßigen Restaurationskosten tragen zu können.

Etwa 13 Kilometer nordöstlich von Bollnäs liegt Växbo mit dem Unternehmen Växbo Lin, eine der letzten Firmen Schwedens, die noch mit Flachs (Lein) weben. Die Fabrik organisiert im Sommer täglich eine Führungen, die es dem Besucher erlaubt noch die alte Kunst des Flachswebens aus nächster Nähe zu erleben.

In den letzten Jahren wird auch der kleine Ort Segersta, der etwa 20 Kilometer südöstlich von Bollnäs liegt zu einem Anziehungspunkt, allerdings nicht wegen der Kirche aus dem 13. Jahrhundert, sondern weil hier Teile des Films The Girl with the Dragon Tattoo eingespielt wurden, ein Film, der auf die Millenium-Trilogie von Stieg Larsson aufbaut. Sehenswert ist in Segersta auch der Nils-Persgården, ein etwas zusammengestückelter Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert in dem man ein kleines Museum mit der Geschichte der Holzindustrie Schwedens findet.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/15

Mariestad, die Perle am Vänern

Mariestad wird wegen seiner idealen Lage am Vänern oft als die Perle am Vänern bezeichnet und wurde im Jahre 1583 von Herzog Karl, dem späteren Karl IX. gegründet, der den Ort nach seiner Frau Maria von der Pfalz benannte, wobei selbst das Stadtwappen auf ein Erlebnis der damaligen Kronprinzessin zurückführt und einen Ochsen zeigt, der gerade aus dem Wasser steigt. Heute denkt man bei Mariestad allerdings weniger an Maria von der Pfalz, sondern mehr an das Mariestad Bier, das allerdings seit 1972 nicht mehr an seinem historischen Ort gebraut wird und nur noch den Namen der Stadt trägt.

Heute gilt Mariestad als Paradies für Segler und zieht jede Art von Wassertourismus an, was mit Sicherheit auch daran liegt, dass vor Mariestad die größte Ansammlung von Inlandschären zu finden ist, die noch Zeugen der letzten Eiszeit sind.

Blick vom Hafen auf Mariestad und die Domkirche

Mariestad, das vom steigenden Wasserniveau des Vänern bedroht ist, ist vermutlich die Stadt Schwedens, die gegenwärtig die größten Veränderungen erlebt und sich architektonisch in zwei Teile spaltet, denn während die Umgebung um die Domkirche, die Stadt der Holzhäuser, ihren Charakter vom 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts behalten hat, wird sich der Teil des Ortes, der am Ufer des Vänern liegt, zu einer der modernsten Städte Schwedens verwandeln, die mit einer Mauer gegen die steigenden Wasser des Sees geschützt wird.

Auch wenn die Altstadt noch einige, mittlerweile restaurierte Häuser, aus dem 18. Jahrhundert besitzt und die Straße das ursprüngliche Kopfsteinpflaster erhalten hat, so wirken die dort parkenden Autos wie Eindringlinge in einem historischen Raum.

Die Domkirche in Mariestad spielt in zwei Hinsichten eine besondere Rolle in Schweden, denn zum einen gehört sie zu den sehr wenigen Kirchen, die im 16. Jahrhundert gebaut wurden, wobei sie diesen Aspekt voll behalten hat, und zum anderen trägt sie, neben der Domkirche in Kalmar, den Titel einer Kathedrale ohne jedoch ein Bischofssitz zu sein. Mit einem königlichen Schreiben vom 9. Januar 1696 sollte die Kirche in Mariestad den Titel Domkirche sogar ablegen, was bis heute nicht geschah.

Neben zahlreichen Kunstgalerien findet man in Mariestad das Vadsbo Museum, das vor allem die industrielle Entwicklung der Stadt während der letzten 300 Jahre zeigt, aber auch temporäre Ausstellung bietet und einen Raum der aktuellen Kunst Schwedens widmet.

Das Theater in Mariestad gehört mit zu den ältesten Landsortsteatrar Schwedens, das nach alter Tradition auch noch lokale Stücke präsentiert, darunter die Neujahrsrevue mit dem Segelklub von Mariestad. Das Theater, das am 4. Januar 1843 eingeweiht wurde, erinnert noch an die reisenden Theatergesellschaften des letzten und vorletzten Jahrhunderts und steht mittlerweile unter Denkmalschutz.

In der Nähe des Västerängs Koloniegebietes am Rande Mariestads findet man die ältesten Zeichen der Besiedlung der Umgebung, nämlich ein Grabfeld und einen Runenstein aus der Eisenzeit Schwedens. Das Koloniegebiet ist heute eines der wichtigsten Ausflugsziele der Stadt, auch wenn es die Schären von der Anzahl der Besucher nicht schlagen kann.

Außerhalb von Mariestad findet man mehrere Naturschutzgebiete, die man am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkundet. Besonders empfehlenswert sind dabei das Brömmö Naturreservat und das Logården Naturreservat, wobei man bei den Dünen von Brommö auch einen herrlichen Badestrand findet. Logården ist vor allem als Vogelparadies bekannt und für seine deutlichen Spuren der Wasserniveaus, die noch deutliche Zeugen der Landhebung Schwedens sind.

Nur mit eigenem Boot oder per Taxiboot ist der Djurö Nationalpark mit seinen 35 Inseln und einer Größe von 2400 Hektar zu erreichen. Der Besucher wird jedoch mit einer einzigartigen Natur belohnt in der sich Pflanzen und Tiere seit dem 16. Jahrhundert frei entfalten konnten, da diese Inseln nur extrem dünn besiedelt waren und damit sehr seltene Gewächse erhalten blieben.

Wer nach einem besonderen Ausflugsziel in der Umgebung Mariestads sucht, sollte zum Lugnåsberget aufbrechen, wo man eine der dortigen 55 Steinbrüche für Mahlsteine besuchen kann, die im 12. Jahrhundert geöffnet und 1919 endgültig geschlossen wurde. Es handelt sich hier um einen der wenigen Steinbrüche dieser Art, die man irgendwo auf der Welt auch besuchen kann. Das kleine Museum erzählt zusätzlich die Geschichte dieser sehr staubigen Arbeit, die vielen das Leben kostete.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/14

Falun, die geteilte Stadt in Dalarna

Falun wurde nahezu weltweit wegen der roten Falunfarbe (Faluröd) bekannt, da diese Farbe Schweden zu seinem Ruf mit den roten Häusern verhalf und indirekt auf die Grubenaktivität hinweist, die vermutlich bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht und schon zu Beginn der Wikinger eine Rolle für den schwedischen Export spielte und mit Sicherheit bereits im 11. Jahrhundert am Tiskasjöberget voll in Gange war.

Heute sind die Bergwerke und die Arbeiterviertel Teil des Weltkulturerbes der UNESCO und sind damit eine bedeutende Attraktion Schwedens geworden, Bergwerke, die im 16. und 17. Jahrhundert einen bedeutenden Beitrag dazu geleistet haben, dass Schweden in dieser Epoche zu einer europäischen Großmacht aufstieg.

Hier wurden einst die Tücher der Tuchfärberei Herdin in Falun ausgespühlt.

Durch Falun fließt der Fluss Faluån, der die Stadt in zwei sehr unterschiedliche Städte teilt, nämlich in den vergifteten Teil der Gruben (gruvliga sidan), wo früher der Bergbau stattfand und die Arbeiter wohnten und die Wohnstadt (ljuvliga sidan) mit den roten Villen der Grubenbesitzer und Händler. Das Stadtzentrum der Bürger hat in großen Zügen den Charakter einer typisch schwedischen Kleinstadt behalten und entkam dem Bauboom der 60er und 70er Jahre weitgehend, selbst wenn so manches Holzhaus Ziegel und Beton weichen musste.

Wer heute Falun besucht, wird mit Sicherheit das Gebiet der Gruben, die seit 1970 teilweise für die Allgemeinheit geöffnet wurden, besuchen, die 67 Meter in die Tiefe nehmen und auch die verbliebenen kleinen Holzhäuser der Grubenarbeiter betrachten, die ein deutlicher Kontrast zu den Gebäuden auf der anderen Seite des Flusses bilden.

Während man sich auf der Grubenseite Faluns aufhält, sollte man auch das Gruvmuseet (Grubenmuseum) nicht vergessen, das erste technische Museum Schwedens, das die lange Geschichte der Kupfergewinnung, der Grubenarbeit und der Anwendung der Wasserkraft auf sehr anschauliche Weise erklärt. Allerdings muss bemerkt werden, dass das Museum von Ende September bis Ende April geschlossen ist.

Wer tiefer in die Geschichte der Gruben Faluns eintauchen will, findet in der näheren Umgebung auch den Svartnäs Bruk, Utbruken und die Vintjärns gruvor, in denen Eisen gewonnen und verarbeitet wurde, das man im Bergwerk in Falun benötigte, wobei der Svartnäs Bruk die erste Eisenhütte der Umgebung war, die Eisenstangen für Falun lieferte.

Auf der Bürgerseite Faluns findet man das Dalarnas Museum mit der größten schwedischen Sammlung an Volkskunst. Hier kann man die gesamte Volkskultur Dalarnas entdecken, angefangen von den Malereien Dalarnas, Glas und Keramik bis zu den Trachten und der Volksmusik. Ein Blick in das Arbeitszimmer von Selma Lagerlöf zeigt wie die Schriftstellerin früher lebte und arbeitete.

Im Zentrum Faluns liegt auch die Kristine Kyrka, die zu den am besten erhaltenen Renaissancekirchen Schwedens gehört und zwischen 1624 und 1655 erbaut wurde. Das Innere der Kirche wird von Barock und Renaissance dominiert. Etwas älter ist die Stora Kopparbergs Kyrka, die bereits im 15. Jahrhundert gebaut wurde, aber ebenfalls ihr Aussehen behalten hat, wobei in dieser Kirche mehr Sternengewölbe zu sehen sind als in jeder anderen Kirche Schwedens.

Etwas kleinere Museen in Falun, die jedoch alle ihre Reize haben, sind das Eisenbahnmuseum, das Sportmuseum, das Medizinhistorische Museum oder auch das Regementmuseum. Trotz seiner Größe hat Falun ein sehr umfangreiches Angebot an Museen oder auch Galerien, die dem Besucher einen tieferen Einblick in die Entwicklung Dalarnas und insbesondere jener Faluns ermöglichen.

Wer sich mehr mehr für die Natur, Wandern oder Sommer- und Wintersport interessiert, wird von der Umgebung Faluns und seinen dunklen Wäldern kaum enttäuscht. Allein in der Umgebung Faluns wurden bisher 14 Naturschutzgebiete geschaffen, die mit ihren Seen und Wäldern jedem Naturliebhaber das Herz höher schlagen lassen.

Anfang Juni findet das jährliche Fest der Stadt Falun statt, an dem die vier Tage ihren Höhepunkt mit dem Tag der Faluwurst haben, an dem im Jahre 1972 eine Falukorv, die Nationalwurst Schwedens mit einer Länge von 82,6 Metern präsentiert wurde.

Mitte Juni findet seit 2008 das dreitägige Festvial „Rockstad: Falun“ statt, an dem 30 bis 40 bekannte nationale und internationale Rockgruppen auftreten. Mit seinen rund 5000 Besuchern handelt es sich gegenwärtig noch um ein relativ persönliches Festival an dem man auch noch unbekanntere Musikgruppen Schwedens hören kann, die jedoch Potential haben.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/13

Lidingö, die grüne Insel vor Stockholm

Wie auch Stockholm, so stieg Lidingö erst durch die Landhebungen langsam aus der Ostsee hervor, was auch erklärt, warum dort die ältesten Steinsetzungen und archäologischen Funde nur bis zur Zeit der Wikinger zurückreichen und die beiden Runensteine, die man auf der Insel fand, vermutlich dort stehen wo die ersten Siedlungen entstanden.

Wenn man nur allgemein von Lidingö spricht, so meint man die Insel selbst und nicht die Gemeinde Lidingö, zu der auch einige umliegende Inseln gehören, unter anderem Fjäderholmarna und Storholmen. Lidingö ist über Brücke zu erreichen, einige andere Inseln haben im Sommer eine Fährverbindung, können aber von September bis April nur mit eigenem Boot oder einem Wassertaxi erreicht werden.

Auch wenn sich Lidingö selbst als die grüne Insel beschreibt, so stimmt dies nur teilweise, da mittlerweile der größte Teil der Insel mit Villen bebaut wurde und die größten Grünflächen, außer zwei Golfplätzen, vier Wälder ausmachen in denen Rehe, Hirsche, Füchse und Biber vorkommen. Nur zwei der Gebiete sind auch als Naturschutzgebiet ausgezeichnet und werden dadurch auch in Zukunft erhalten bleiben.

Der größte Anziehungspunkt Lidingös ist der Millesgården, ein Skulpturenpark mit zahlreichen Werken des schwedischen Künstlers Carl Milles, der mittlerweile zu einem Zentrum der Kunst wurde, denn zu den Werken im Freien kam eine Kunsthalle in der bei wechselnden Ausstellungen überwiegend schwedische Künstler gezeigt werden. Die Gartenanlage, die bereits vom Künstler und seiner Frau begonnen wurde, bildet eine Einheit an Grünanlage, Terrassen, Treppen und Skulpturen und ist als Kunstwerk als solches zu betrachten.

Wer einen Blick auf die Geschichte und die Entwicklung Lidingös werfen will, sollte das kleine Lidingö Museum besuchen, das vom Heimatverein der Insel getragen ist und an Hand von temporären und permanenten Ausstellungen dem Besucher vor allem die letzten 300 Jahre der Insel näher bringt. Ein Besuch hier ist eine persönliche Angelegenheit und kein anonymer Besuch eines Museums.

Die ältesten Teile der Kirche von Lidingö stammen von 1623, wobei auch die Malereien im Inneren des Gotteshauses aus dieser Zeit stammen. Diese Kirche wurde vom Schlossherren in Djursholm und Lidingö finanziert, vom Reichsrat Svante Gustafsson Banér, der einst einen großen Teil des Insel besaß.

Die Eingangshalle des modernen Rathauses in Lidingö aus dem Jahre 1974 lädt den Besucher das ganze Jahr über zu Ausstellungen ein, deren Glanzstück der Wallenbergraum ist, eine permanente Ausstellung mit einmaligen Dokumenten des schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg, der während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche ungarische Juden vor dem Tod rettete.

Als interessante Ausflugsstelle ist auch der Långängens gård zu nennen, der älteste landwirtschaftlichen Hof Lidingös, der bereits in Dokumenten des 14. Jahrhunderts genannt wurde. Das heutige Gebäude wurde allerdings erst im 18. Jahrhundert gebaut, da der vorhergehende Hof abbrannte. In diesem Hof waren vor allem Carl Michael Bellman und Wilhelm von Braun häufige Gäste. Der Besuch dieses Gebäudes kann mit einem Spaziergang im umgebenden Naturreservat Långängen-Elfvik verbunden werden, das sich auf 440 Hektar erstreckt und Lidingö auch den Beinamen „grüne Insel“ verleiht.

In Ekholmnäs, einer Grünfläche mit größeren Waldflächen, liegt die höchste Stelle der Insel Lidingö, die mit einer Höhe von 70 Metern nicht nur eine herrliche Aussicht freigibt, sondern auch der Skihügel der Insel ist und im Winter sehr viel genutzt wird.

Seit 1995 ist auch Kappsta, das südlich von Skärsätra liegt, ein Naturreservat, da man hier eine sehr reiche schwedische Flora mit einigen geschützten und seltenen Pflanzen fand. Allerdings ist Kappsta mehr als der Geburtsort von Raoul Wallenberg bekannt als für seinen Pflanzenreichtum.

In den letzten Jahren wurde auch der Lidingöloppet Ende September immer bekannter, denn dies ist auch für gute Läufer eine Herausforderung, denn am großen Lauf teilzunehmen heißt 30 Kilomter im Terrain zu laufen, wobei es sich hierbei weltweit um den größten Lauf dieser Art handelt. Mittlerweile melden sich jedes Jahr über 40.000 Teilnehmer zum Lidingöloppet an, der gleichzeitig ein dreitägiges Läuferfestival ist bei dem auch andere, kleinere Läufe und eine Sportmesse veranstaltet werden.

Copyright: Herbert Kårlin

2012/10/12

Varberg, das Paradies für Surfer und Kurgäste

Wann sich die ersten Menschen in Varberg ansiedelten, ist heute nicht mehr festzustellen, denn das Getsjö von dem Saxo Grammaticus in Zusammenhang mit der Schlacht bei Nissan im Jahre 1062 schreibt, konnte bisher nicht gefunden werden. Allerdings ist dies auch nicht sehr verwunderlich, da Varberg, das noch im 14. Jahrhundert als Getakärr bezeichnet wurde, mehrmals verlagert wurde und seinen heutigen Platz erst im 17. Jahrhundert fand.

Die Entwicklung Varbergs ging, auf Grund der geografischen Lage, sehr langsam voran, denn die Stadt wurde während des nordischen Siebenjährigen Kriegs zerstört, dann während des Kalmarkrieges und letztendlich brannte Varberg im Jahre 1666 auch noch ab. Erst danach konnte sich, an einer neuen Stelle, der Ort langsam entwickeln, obwohl ein neuer Großbrand im Jahre 1767 wieder einen Rückschlag verursachte. Erst mit der Ankunft der Eisenbahnlinie im Jahre 1880 konnte dann auch Varberg von der Industrialisierung Schwedens profitieren.

Die Festung in Varberg

Varberg ist heute eine relativ moderne Stadt, die mit dem schwedischen Bauboom von den 50er bis zu den 70er Jahren jeden mittelalterlichen Charakter verloren hat, wenn man von der Festung absieht. Heute ist Varberg einer der besten und der größten Kurorte Schwedens, ist zehn Monate des Jahres ein Paradies für Surfer, die Wind und Wasser suchen und wird damit bedeutend vom Tourismus beeinflusst, aber auch vom nahen Kernkraftwerk Ringhals, wo rund 1200 Personen ihren Arbeitsplatz haben.

Wer heute Varberg besucht und sich weder für den Kurort interessiert, noch aber ein Surfbrett besitzt, wird mit Sicherheit der Festung Varberg aus dem Jahre 1287 einen Besuch abstatten, die im 17. Jahrhundert als die modernste Verteidigungsanlage Nordeuropas galt, aber nach den letzten Umbauten nie in eine kriegerische Handlung verstrickt war, da sie mit dem Frieden in Brömsebro im Jahre 1645 an Schweden fiel und dadurch die Grenzsituation verschwand.

Das beeindruckendste Gebäude Varbergs ist jedoch das auf Holzpfeilern errichtete Kaltbadhaus am Kattegatt mit nach Geschlechtern getrennten Nacktbadeanlagen und den typischen schwedischen Saunas (bastu). Direkt entlang des Gebäudes, das in den 90er Jahren vollständig renoviert wurde, führt auch die Strandpromenade, die auch zur Festung führt.

In der Festung selbst findet man auch das kulturhistorische Museum Hallands, das die Geschichte der gesamten Region Halland erzählt und selbst den Knopf ausstellt, der angeblich Karl XII. im Jahre 1718 tötete, aber auch den Bockstensmannen, ein Skelett aus dem 14. Jahrhundert, an dem noch Haare und Kleidung erhalten sind.

Einen Blick in das 18. Jahrhundert erlaubt die Bolastugan, der einzige Bauernhof Schwedens in dem die gesamte Einrichtung vom Ende des 18. Jahrhunderts erhalten wurde. Auch die sogenannten Bonadsmålningar, gewebte Bilder mit überwiegend biblischen Motiven, sind vollständig erhalten und können bei einem Besuch aus aller Nähe betrachtet werden.

Die Kirche Varbergs in gustavianischen Stil stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist daher relativ jung, was jedoch darauf zurückzuführen ist, dass die vorherige Kirche einem Großbrand zum Opfer fiel. Die neoklassischen Dekorationen im Inneren des Gebäudes fielen leider den Renovierungsarbeiten im 20. Jahrhundert zum Opfer. Auch andere Teile der Kirche wurden noch im 19.  und 20. Jahrhundert umgebaut.

Ausflugsziele, die man von Varberg aus nicht missen sollte, ist das Weltkulturerbe Grimeton, eine Radiostation aus dem Jahre 1924, die noch heute voll funktionsfähig ist, allerdings nur während des Sommers besucht werden kann. Auch wenn Grimeton heute technisch überholt ist, so wird die Anlage mindestens dreimal im Jahr für Sendungen eingesetzt. Besonders beeindruckend ist dabei, dass die Mehrheit der großen Geräte, die man dort findet, heute in einem Handy Platz haben.

Der zweite Ort, den man besuchen sollte sind die sprechenden Steine von Bexells, die man bei Torstorp finden kann. Alfred Bexell schlug Ende des 19. Jahrhunderts 160 Sätze in Fels um seine Lebensphilosophie auch den zukünftigen Generationen mitzuteilen. Zusätzlich zu den Lehrsätzen findet man eine Sammlung von 560 Namen von bedeutenden Persönlichkeiten.

Copyright: Herbert Kårlin